Energiewende als realistische Perspektive
Harry Brandenberger, SP Kantonsrat aus Gossau begrüsste die Anwesenden und übergab dann an den SP-Nationalrat Thomas Hardegger, der sich als Präsident des Schutzverbandes der Bevölkerung um den Flughafen Zürich seit Jahren gegen die Ausdehnung des Flugverkehrs engagiert. Hardegger stellte die Eckdaten des sogenannten Marshallplans der SP Schweiz für die Energiewende vor und betonte, dass es immer auch darum gehe, die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass von einer Energiewende alle profitieren, auch wenn Lenkungsabgaben eingeführt werden. Für ihn ist die Solarenergie zusammen mit der Verbesserung der Energieeffizienz ein realistischer Weg zur Erreichung des Ziels einer klimaneutralen Energieproduktion. Dieses Ziel kann in der Schweiz durchaus schon vor dem im Pariser Abkommen vereinbarten Zeitpunkt (2050) erreicht werden, beispielsweise bereits im Jahre 2035. In der Diskussion wird dann die Frage aufgeworfen, inwieweit neben der Solarenergie auch andere erneuerbare Energien wie Holzschnitzelheizungen oder die Windenergie gefördert werden sollen.
Marionna Schlatter, Kantonsrätin und Ständeratskandidatin der Grünen, fasst einleitend das gemeinsame Ziel der Energiewende in der Aussage «weg von den fossilen Brennstoffen» zusammen. Die Massnahmen dazu seien zwar mit Kosten verbunden, nach Vorschlag der Grünen 1 Milliarde Franken pro Jahr, wenn man dies beispielsweise mit den von der bürgerlichen Seite vorgesehenen Anschaffungskosten für die neuen Kampfflugzeuge von 6 Milliarden vergleiche, sei dies sehr wohl vertretbar. Und auch ein Nichtstun würde Kosten verursachen, die neuesten Berechnungen des Bundes gehen von einem «Umweltschaden» von Fr. 2600.- pro Person und Jahr aus.
Michèle Dünki-Bättig erläutert den Anwesenden die Bedeutung des Kürzels MuKEN, den Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich. Bei der Umsetzung dieser äusserst klimarelevanten Vorschriften sei der Kanton Zürich im Vergleich zu Kantonen wie Basel-Stadt oder der Waadt im Verzug. Der ehemalige SVP-Baudirektor Markus Kägi habe es im Kanton Zürich nicht geschafft, hier die überfälligen Verbesserungen umzusetzen, die Verantwortung liege nun bei seinem Nachfolger, dem Grünen Martin Neukom.
Pascal Bassu, Stadtrat in Wetzikon und Nationalratskandidat der SP erläutert einige wichtige Schritte und Herausforderungen für eine nachhaltige Energiewende in Wetzikon. In Wetzikon Wohnhafte können durch den Erwerb von Solarpanels auf dem Dach der Kunsteisbahn Wetzikon einen kleinen Beitrag an die Energiewende leisten, immerhin kann so der Verbrauch von 160 Vierfamilienhaushalten abgedeckt werden. Und am Beispiel der geplanten Nutzung der Abwärme der Abwasserreinigungsanlage weist er darauf hin, dass solche Massnahmen natürlich grössere Investitionen bedingen («es kostet etwas»), dass man damit aber letztlich auch mehr Kostenwahrheit und Preisstabilität erreichen könne. Weitere wichtige Elemente der Energiewende in Wetzikon seien die Förderbeiträge für Solaranlagen, energetische Sanierungen von städtischen Liegenschaften und dann eine bessere Nutzung der durch die Kehrichtverbrennungsanlage KEZO produzierten Abwärme. In der Diskussion wird dann auch darauf hingewiesen, dass durch eine Umrüstung der Fahrzeugflotte der VZO auf nicht-fossile Treibstoffe eine wichtige energiepolitische Verbesserung in der Region erreicht werden könnte.
In einem letzten Teil der Veranstaltung stellen Harry Brandenberger und Andreas Neumann vom Solarverein Gossau die Gossauer Solarinitiative vor, die vorschlägt, dass die Dividendenzahlungen des Energie Gossau AG an die Gemeinde im Umfang von Fr. 180’000.- pro Jahr in einen Fonds fliessen, aus dem Solaranlagen gefördert werden sollen. Harry Brandenberger präzisiert das Vorgehen dahingehend, dass die ausgearbeitete Initiative im Juni 2020 durch die Gemeindeversammlung beschlossen werden sollte und dann ab 1.1.2021 Förderbeiträge für Solaranlagen gesprochen werden könnten. In der Diskussion wird unter anderem die Frage aufgeworfen, ob es richtig ist, dass diese Fördermittel nur für öffentliche Gebäude und Gewerbe eingesetzt werden sollen und nicht auch für private Haussanierungen.