3.12. – internationaler Tag der Menschen mit Behinderung

In vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens werden Menschen mit Behinderung noch immer benachteiligt oder gar ausgeschlossen. Trotz weltweiter Bestrebungen, sie menschen-rechtlich gleichzustellen, scheitert diese Absicht dann häufig an der Umsetzung.

So bei der Zugänglichkeit von Bauten und Anlagen (nur neu erstellte müssen behindertengerecht ausgestattet sein), bei der Benutzung des öffentlichen Verkehrs (erst ein Bruchteil des Angebotes ist benutzbar), in Sachen Bildung (die integrative Schulung ist höchst umstritten und es wird eifrig dagegen gehalten) und Ausbildung (die IV spricht die Ausbildungskosten nur in Etappen und unter der Bedingung gut, dass ein garantiertes Erwerbseinkommen in Aussicht steht) oder bei der Inanspruchnahme von Dienstleistungen aller Art. Am schwierigsten ist es für Betroffene, eine Anstellung auf dem freien Arbeitsmarkt zu erhalten oder ihren Beruf wegen zu vielen Hindernissen überhaupt ausüben zu können.

 

 

Alljährlich am 3. Dezember erinnern Behindertenorganisationen an diesen Missstand und führen Kampagnen durch. Dieses Jahr will Pro Infirmis, die grösste Organisation der Schweiz, mit einer Schaufensterpuppen-Aktion an der Bahnhofstrasse in Zürich «zum Nachdenken über die Akzeptanz von Behinderten in der Gesellschaft» anregen. Das ist richtig.

 

 

Die SP möchte aber noch einen Schritt weiter gehen. In der SP sind sehr viele Mitglieder mit Behinderung tätig, nicht nur in der Basis, sondern auch in Gremien und Behörden, denken wir zum Beispiel an den blinden Tessiner Staatsrat und Bildungsminister Manuele Bertoli. Die SP als Partei ist bei der Gestaltung des öffentlichen Lebens und der Umsetzung des Behindertengleichstellungsrechts an vielen Fronten und nicht nur am 3. Dezember engagiert. Wenn Rechtsgleichheit und Antidiskriminierung wirklich ernst genommen werden sollen, braucht es weit mehr als nur «Akzeptan», nämlich bis ins kleinste Detail immer wieder die Frage:

 

Geht das auch, gilt das auch für Menschen mit (irgend) einer Behinderung?

 

 

Die SP muss die Inklusion von Menschen mit Behinderung sowohl nach aussen, als auch nach innen fördern. Das bedeutet, dass Betroffene in der SP die Möglichkeit haben, sich politisch selbst zu vertreten, also auch Parteianlässe besuchen und in die Partei-Strukturen eingebunden werden können. Auf der Geschäftsstelle an der Gartenhofstrasse könnten z.B. auch Personen arbeiten, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, weil es einen Rampen-Eingang, einen Lift und ein zugängliches WC hat. Sobald Behinderte vollumfänglich am gesellschaftlichen, öffentlichen Leben teilnehmen können, werden Aufrufe zur Akzeptanz hinfällig.

 

 

Der SP-Claim «für Alle, statt für Wenige» bezieht sich in diesem Fall nicht nur auf die materielle Gerechtigkeit, sondern auf die hindernisfreie Einrichtung und Benutzbarkeit der gesamten Infrastruktur. Er müsste höchstens hie und da etwas variiert werden: «Für Alle, statt für Wenige NICHT».